SICHT_FELD 2


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Martensdamm / Emil-Lueken-Brücke, Kiel

Sie sehen hier die Dokumentation des temporären SICHT_FELD 2.

Diese Tafel war Teil eines künstlerischen Projektes der Künstlerin Ute Diez, das unter dem Themenschwerpunkt “Kunst im öffentlichen Raum für sehbehinderte Menschen” Aussichten in künstlerische Reliefs umwandelt. Als eines der ersten SICHT_FELDER war es auch wegen der begrenzten Genehmigung von Beginn an temporär konzipiert. Dies eröffnete die Möglichkeit, das Material aus dem 3D-Drucker für den Außenraum zu testen. Nach einem halben Jahr offenbarten sich einige Schwachstellen im Prozess. Diese lieferten aber auch viele Erkenntnisse für zukünftige Projekte. Auf dem Relief ist eine typische Aussicht abgebildet, die man von diesem Standort aus hat. In das Bildmotiv ist Brailleschrift integriert.

Was Sie vorab unbedingt wissen sollten: Alle SICHT_FELDER zeigen unter anderem Wasser. Teil des künstlerischen Konzeptes ist es, dass das Wasser immer als Brailleschrift dargestellt ist. Da diese durch im Wasser befindliche Objekte unterbrochen sein kann, ist es auch der Text, der sich dadurch vor allem fragmentarisch erschließt und poetisch auf den Standort eingeht. Ebenso wie das Bild lässt sich alles nur Stück für Stück zusammensetzen. Lassen Sie sich überraschen.

SICHT_FELD 2 Motiv

Auf dem Foto ist ein Relief abgebildet, das den Kleinen Kiel und im Hintergrund das Rathaus und die Kieler Oper zeigt und auf welchem Brailleschrift integriert ist.

Das Bild unterteilt sich von oben nach unten in die Bereiche Himmel, Horizontlinie mit Bäumen und Gebäuden und dem in Brailleschrift ausgestalteten Gewässer des Kleinen Kiel im unteren Bildbereich. Dieser wird auf der linken Seite umrahmt von Bäumen, Büschen und Gras, welches Sie im unteren Bereich tasten können. Am Himmel können Sie zunächst ein paar Wolken fühlen. Wenn Sie von der linken Seite ungefähr auf der Bildmitte nach rechts tasten, fühlen sie zunächst Bäume und Sträucher. Diese sind zum Betrachter hin näher, weswegen sie sich seitlich in das Blickfeld schieben. Im Hintergrund und deshalb flacher dargestellt befinden sich unter anderem von links weitertastend der Gebäudekomplex mit HypoVereinsbank und Kieler Standesamt, ein weiterer Baum, die Kieler Oper, der Rathausturm und Bäume. Hinter den Bäumen, ungefähr auf der Mitte dieser sogenannten Horizontlinie, schiebt sich hinter den Bäumen auch noch Probsteikirche St. Nikolas leicht dahinter hervor, bei der das Kreuz in die Fassade als Freiraum eingefügt ist und die deshalb ein unverwechselbares Äußeres hat. In unmittelbarer Nähe rechts davon, ist die große Wasserfontäne aus dem Kleinen Kiel, die sich vor schiebt Kulisse und die Horizontlinie mit den Bäumen am Wasserufer teilweise verdeckt. Rechts daneben erstreckt sich die neu gebaute Steganlage auf der anderen Uferseite. Ein Stück weiter sind wieder Bäume zu ertasten. Mitten im Wasser befindet sich, wegen ihrer Entfernung nur sehr klein dargestellt und deshalb von der Punktschrift schwer zu unterscheiden eine Entenfamilie. Haben Sie sich entdeckt?

Lassen Sie sich überraschen und lesen sie das Bild immer wieder neu und von verschiedenen Stellen aus. Es ergeben sich so hoffentlich immer wieder neue Sinnzusammenhänge. Dieses Suchen und immer wieder neu finden stellt eine der Strategien künstlerischer Wahrnehmung dar. Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude.

“Der Kleine Kiel ist ein seichtes Binnengewässer in der Landeshauptstadt Kiel, das durch eine Brücke in zwei Teile zergliedert ist. Durch seine Verbindung zur Kieler Förde handelt es sich bei dem Kleinen Kiel um ein Brackwasser. Bis 1846 bildete der Kleine Kiel einen mit dem heutigen Bootshafen zusammenhängenden Seitenarm der Kieler Förde. Die damalige Stadt Kiel, die heutige Altstadt, stand damit auf einer Halbinsel. Im Norden befand sich zwischen der Kieler Förde und dem Kleinen Kiel eine sumpfige Niederung, an der eine Burg, das heutige Kieler Schloss, den Zugang sicherte. Somit war die Kieler Altstadt fast vollständig vom Wasser der Förde umgeben.”

SICHT_FELD 2 Motiv

Auf dem Foto ist das Relief am Geländer befestigt mit samt seinem Umraum abgebildet. Im Hintergrund deutet sich dadurch die abgebildete Aussicht an.

Die Textfragmente im künstlerischen Motiv und die Zitate auf dieser Seite sind unter anderem den Büchern “Kiel. Geschichten und Anekdoten. Kleiner Kiel(er) ganz groß” von Karl-Heinz Groth, “Sagen und Märchen aus Kiel” von von Gundula Hubrich-Messow und “Kieler Anekdoten und andere Geschichten” von Paul Selk sowie der Homepage der Landeshauptstadt Kiel und der Seite www.kiel-wiki.de entnommen. Ein besonderer Dank gilt dem Verein Andersicht e.V. für seine Unterstützung, dem Amt für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel für die finanzielle Förderung des Projektes und dem Tiefbauamt der Landeshauptstadt Kiel für die Bereitstellung des Aufstellungsortes.

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